Aiden fiel auf, dass seine Begeisterung für all diese nicht sonderlich beliebten Magischen Wesen - und auch für alle anderen magischen Wesen im Allgemenen - nicht gerade von Jade geteilt wurde. Er schwieg einen kurzen Moment und wusste einen Augenblick lang einfach nicht, was er noch sagen sollte. Hier war er zuhause, offener als an jedem anderen Ort in dieser Welt, war es nicht wirklich gewohnt, dass er aneckte. Aber gerade deswegen hatte er nicht daran gedacht, wie seine Worte auf Jade wirken würden. Er schwieg zu dem Thema Thestrale und wandte sich stattdessen dem anderen angeschnittenen Thema zu. "Ähm...ja, die Trinkfestigkeit habe ich von hier, aber das heißt nicht, dass wir es jeden Abend so weit treiben", murmelte er, ein bisschen in seiner guten Laune gedämpft.

Jade war überrascht, als sie bemerkte, dass Aidens Enthusiasmus plötzlich verschwunden war, aber sie sagte nichts dazu. Von Hogwarts war sie das gewohnt und meistens reagierte er eher genervt, wenn man ihn darauf ansprach. Also lächelte sie selbst nur besonders fröhlich. "Jeden Morgen einen Kater haben wäre als Drachenpfleger bestimmt auch nicht zu empfehlen. Apropos Drachen, wie geht es Raziel hier?" Bisher hatte sie den kleinen Drachen noch gar nicht gesehen, fiel Jade jetzt auf. War er etwa bei den anderen Drachen?

Die Frage nach Raziel brachte wieder ein kleines Grinsen auf Aidens Gesicht. "Brian hat ihn mit ins Reservat genommen, weil er sonst nicht vom Küchenfenster wegkommt und fröhlich nach den anderen Drachern Ausschau hält", erklärte er leicht belustigt und dachte an die Aufregung des kleinen Drachens, als er ihn mitgebracht hatte und die goldenen Augen das Reservat zum ersten Mal hatten betrachten können.

Jade lachte bei der Vorstellung des kleinen Drachens, der am Fenster eifrig Ausschau nach seinen Artgenossen hielt. "Dann gefällt es ihm also hier! Das klingt doch gut, auch wenn die letzten Wochen in Hogwarts für den kleinen Kerl dann ziemlich lang werden." Dort hatte er höchstens Raphael, Soleign und vielleicht noch das ein oder andere Haustier als Gesellschaft. "Wann reist ihr eigentlich weiter?"

"Ja, es gefällt ihm sogar sehr...und ich kann es kaum erwarten, ihn dann zu ssehen, wenn ich nach dem Abschluss hierher komme und mein Kleiner zum ausgewachsenen Rumänischen Langhorn wird", wieder leuchteten die Augen des tierlieben Gryffindors vor Begeisterung auf. Als Jade nach ihrer Weiterreise nach Sydney fragte, überlegte er kurz. "Ostermontag, nach einem ausgiebigen Frühstück mit meinem Bruder."

Jade konnte sich den kleinen Raziel gar nicht als ausgewachsenen Drachen vorstellen, aber sie würde es sicher erleben. Irgendwann würde Aiden sein ausgewachsenes Haustier bestimmt mit einem stolzen Grinsen präsentieren.
"Hey, ist er dann eigentlich euer einziger Drache, der lieber mit Katzen und Eulen spielt, als sie als Beute anzusehen?", fragte sie halb neugierig, halb scherzhaft. Sie konnte sich gut an Raziels erste Reaktion auf den Geruch einer Katze erinnern.

Aiden stutzte zuerst über ihre Frage. Darüber hatte er noch nie wirklich nachgedacht... "Naja...darauf, dass sie Eulen nicht angreifen dürfen, darauf sind sie abgerichtet, sonst bekämen wir hier jawohl keine Post. Aber...ich hab das noch nie so betrachtet. Könnte aber vielleicht sein", erklärte er schließlich nachdenklich.

Jade schaute Aiden überrascht an. Sie hatte einfach angenommen, dass die Eulen das Dorf von der Seite anflogen, an der es nicht an die Drachengehege grenzte. Oder dass die magischen Schutzschilde, die die Drachen hier hielten, ausreichend waren, um Eulen in einer bestimmten Höhe zu schützen. "Kann sein? Erinner mich daran, meine Katze nie mit hier her zu nehmen", sagte Jade belustigt. "Wie reagieren denn die anderen Drachen auf kleinere Tiere? Ein paar verirren sich doch bestimmt mal in die Gehege, oder?"

"Deine Katze ist hier keinerlei Gefahr ausgesetzt", brummte Aiden leicht belustigt und zuckte dann mit den Schultern. "Sie sind nicht so interessant wie große Beutetiere, aber dennoch schnappen ein paar von ihnen nach kleinen Tierchen, andere beachten sie überhaupt nicht", erklärtre er dann.

"Meine Katze wird diese Gegend sowieso nie zu sehen kriegen", versicherte Jade lächelnd. Es gab einfach keinen Grund Soleign mit hierherzuschleppen. Im Moment streunte sie irgendwo im Garten der Sheridans oder dem Wald dahinter herum und tat sich vermutlich an Mäuschen gütlich. Jedenfalls fühlte sie sich ganz sicher wohl wo sie war.
"Also kommt es auf die Rasse an? Oder den Charakter?" Jade schaute Aiden entschuldigend, aber auch amüsiert an. "Entschudlige, ich frage dir schon mehr Löcher in den Bauch, als die Pfleger, die du später ausbilden sollst."

Aiden zog belustigt eine Augenbraue hoch. "Wenn meine späteren Azubis nicht soviel fragen, können sie gleich wieder gehen", grinste er frech. "Nein, aber ehrlich, ein normaler Azubi fragt etwa viermal so viel wie du. Und das ist gut so", erklärte Aiden ihr und zwinkerte ihr zu, ehe er ich daran machte, ihre Fragen zu beantworten. "Es kommt auf beides an. Und noch vielmehr auf das Alter des Drachen. Die jungen sind agil und schnappen öfter nach allem, die älteren sind kleinen Tieren gegenüber schon desinteressierter."

Jade schaute Aiden gespielt entsetzt an. "Viermal soviel? Und dann ist da gleich ein ganzer Haufen? Kommst du überhauptmal zu Wort, wenn sie soviel fragen?", fragte sie lachend. Wenn sie das mit dem Unterricht verglich - dort saßen die meisten Schüler mehr oder weniger brav an ihrem Platz und verfolgten den größten Teil der Zeit mit eher mäßigem Interesse den Unterricht.
"Aber erstmal hast du ja sowieso den Platz des Fragestellers", fiel Jade ein. Bei allem was Aiden über Drachen wusste, vergaß sie gern, dass er selbst die Ausbildung noch machen musste.

Aiden nickte zu allem und grinste frech. "ich bin aber - sehr zum leidwesen meines Ausbilders - kein guter Azubi. Denn ich bin hier, seit ich 15 bin, fast drei Jahre jetzt...und weiß mehr von der normalen Arbeit hier, als in normaler Azubi weiß, wenn er hier anfängt. Damit werde ich der Überflieger meines Kurses sein...was der Grund dafür ist, dass sie mir erlaubt haben, die Sache mit dem PmG-Lehrer durczuziehen", erzählte er.

"Warum solltest du deshalb kein guter Azubi sein? Du fragst eben ein paar weniger Sachen, aber zumindest muss er dir nicht mehr allzu viel beibringen", sagte Jade verwundert. Sie war jedenfalls froh, dass die Ausbilder Aiden genug Vorwissen und Erfahrung zutrauten, um die Stelle des Lehrers nebenbei zu besetzen. Außerdem freute sie sich jetzt doppelt darüber, PmG belegt zu haben. "Okay, Überflieger, was hast du heute noch vor?"

"Weil sie befürchten, dass sie dann womöglich etwas unkonzentrierter bin, was die Theoriestunden angeht, weil ich die Hälfte ohnehin schon weiß", erklärte Aiden schulterzuckend und grinste bei ihren Worten leicht. "Ich dachte daran, dich jetzt mit nach draußen zu nehmen und dir das Reservat zu zeigen", schlug er vor und sah sie fragend an.