02. 03.
Abends, Jade ist mit Aiden verabredet, um ihn zu massieren.
Wetter: kühl
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Aiden saß auf einem der Sofas, deutliche Augenringe zeichneten sich in seinem Gesicht ab, die er den Tag über mit Magie kaschiert hatte, aber der Zauber ließ allmählich nach. Der Gryffindor wippte unruhig mit einem Bein, konnte sich aber nicht auf das Zaubertränkebuch in seinen Händen konzentrieren, wirkte im Allgemeinen leicht kopflos.

Jade gab ihr Bestes, um das sehr, sehr breite Grinsen in ihrem Gesicht unter Kontrolle zu bekommen. Aiden würde eh aus ihr herausbekommen, was los war, aber sie musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Trotzdem hatte sie ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, als sie den Raum betrat und sich neben Aiden aufs Sofa fallen ließ. "Hallo Aiden!" Dass da noch die Sache mit der Essensschlacht war, hatte sie für den Moment gleich ganz verdrängt, aber dafür fielen ihr Aidens Augenringe auf und Jade runzelte die Stirn. "Ich muss wohl nicht fragen, ob du gut geschlafen hast."

"Hey", grüßte Aiden und legte das Buch beiseite, aber seine Finger griffen unruhig ineinander und er suchte irgendeine Beschäftigung. Dann schüttelte er auf ihre Bemerkung hin nur den Kopf und sah sie dann an. "Essensschlacht mit einem halbnackten Josh?", warf er in den Raum und musterte sie.

Aiden legte sein Buch beiseite und schüttelte den Kopf. Keine Überraschung. Jade warf einen kurzen Blick auf seine Hände, aber ehe sie sich wirklich fragen konnte, warum ihr bester Freund gerade unruhig wirkte - hatte Damien nicht vorhin schon gemeint, er würde kopflos wirken? - sprach er die Essensschlacht an. Jade riss entsetzt die Augen auf und wandte schnell den Blick ab, als sie bemerkte, dass sie rot wurde. Mist, daran hatte sie nach der Sache mit Damien gar nicht mehr gedacht!
"Hmmm, ja, die gab es. Aber ist nicht weiter wichtig", versuchte sie das Thema abzuwürgen. "Wir hatten nur ein bisschen ... wir haben uns nur ein wenig aufgezogen." Jade atmete auf. 'Wir hatten nur ein bisschen Spaß' klang in diesem Zusammenhang eindeutig falsch. "Und mir reicht es eigentlich, dass der Rest des Schlosses darüber redet."

"Nicht wichtig, dass du, die Schüchternheit in Person, sich mit einem drei Jahre älteren, halbnackten Schüler in der Großen Halle eine Essensschlacht ausführst?" Der Siebtklässler zog eine Augenbraue hoch. "Schon klar. Das ganze Schloss kann darüber reden, dein bester Freund darf es nicht." Die letzten Worte klangen zynisch und er griff wieder nach seinem Zaubertränkebuch, blätterte fahrig hindurch, ohne zu lesen.

Jade schüttelte ungläubig den Kopf, als Aiden sich wieder sein Buch schnappte. "Merlin, du bist ja zickiger als jedes Mädchen!" Sie nahm Aiden energisch das Buch wieder ab und legte es möglichst weit entfernt neben sich auf das Sofa, so dass Aiden nicht mehr herankam.
"Schon gut, ich rede ja schon!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und atmete tief durch. "Also ... das mit der Essenschlacht war nicht geplant, wie du dir vielleicht denken kannst. Josh hat mich aufgezogen, ich habe ihn mit ein paar Trauben beworfen, er hat anzügliche Bemerkungen gemacht und ich dachte, er könnte eine kleine Abkühlung gebrauchen. Dass er wegen ein bisschen Flüssigkeit auf seinem Hemd gleich die Hälfte seiner Uniform ablegt ... Ich hätte ihn sicher nicht nassgespritzt, hätte ich das geahnt!" Jade war inzwischen rot wie eine Tomate und starrte überall hin, nur nicht zu Aiden.

"Musst du nicht, ist schließlich unwichtig und geht deinen besten Freund ja offensichtlich nichts an", gab er bissig zurück und knurrte leise, als sie ihm sein Buch wegnahm. Er war generell gereizt, die Prüfungen rückten näher und die nahenden Ferien machten ihm wieder einmal bewusst, wie sehr Lilo ihm fehlte. Alles in allem war seine Stimmung zum Kotzen. Dennoch hörte er ihr zu, kommentierte es aber nicht.

Jade ließ die Schultern hängen und senkte den Blick, als Aiden nichts zu ihrer Erzählung sagte, sondern sie nur anfauchte. "Du hast doch sowieso schon alles von den anderen Schülern gehört, was es dazu zu sagen gibt", erwiderte sie leise.
Sie atmete tief durch und stand wieder auf, ehe sie Aiden anschaute. Jetzt musste sie sich nicht mehr bemühen, ihr Lächeln zu unterdrücken. Jades Laune war beeindruckend schnell gesunken. "Also, kümmern wir uns um deinen Rücken?"

Aiden schnaubte. "Vielleicht interessiert mich aber vor allem deine Version, aber ist ja egal", erwiderte er knapp. "Denn offensichtlich muss ich akzeptieren, dass du eigentlich gar nicht mit mir reden möchtest", knurrte er leise. Dann zuckte er mit den Schultern, stand auf und zog das Muskelshirt über den Kopf. Es würde die Hölle werden.

Jade senkte schuldbewusst den Blick und sagte nichts. Ihre einzige Verteidigung war, dass die ganze Sache nunmal ziemlich peinlich war, aber das würde ihn sicher nicht versöhnlicher stimmen. Also sagte die Gryffindor nichts und wartete nur betrübt ab, bis Aiden sein Shirt ausgezogen hatte und wieder auf dem Sofa lag. Sie setzte sich zögernd wieder zu ihm und atmete tief durch. Gerade war sie alles andere als ruhig, als ließ sie ihre Hände noch in ihrem Schoß und versuchte, sich zu konzentrieren.

Aiden legte sich wieder auf das Sofa, diesmal allerdings bäuchlings und mit dem Wissen, dass diesmal aller selbstauferlegter Zwang nicht helfen würde...er war einfach zurzeit nicht in der Lage dazu, sich zu entspannen. Er konnte es also ohnehin nur über sich ergehen lassen, wissen, dass er Schmerzen haben würde und am Ende auf die Erlösung warten.

Jade ließ sich ein paar Minuten Zeit, ehe sie sich soweit konzentrieren konnte, dass sie sich die Massage zutraute. Eigentlich konnte sie die Bewegungen inzwischen problemlos, aber sie wollte lieber sichergehen und mit den Gedanken ganz bei ihrer Aufgabe sein. Bereits der erste Griff sagte ihr, dass die nächsten Minuten nicht angenehm werden würden. Aiden war vollkommen verspannt. Jade presste die Lippen fest aufeinander und machte trotzdem vorsichtig weiter.

Aiden biss sich fest auf die Unterlippe, unterdrückte ein schmerzerfülltes Stöhnen und kniff die Augen zusammen, als der Schmerz, den der erste Griff auf seinem völlig verspannten Körper auslöste, in einer Welle durch seinen Körper raste. Dennoch beschwerte er sich nicht, sondern ließ Jade widerspruchslos weiter machen.

Aiden entspannte sich während der Massage kein bisschen, aber Jade konnte wenig tun, außer weitermachen. Sie versuchte sich möglich nur auf Aidens Rücken zu konzentrieren, aber ganz konnte sie nicht verdrängen, dass die Prozedur für ihn heute besonders unangenehm war. Jade war erleichtert, als sie endlich den letzten Griff ansetzen konnte. Sie führte ihn sorgfältig aus und legte dann wieder die Hände in ihren Schoß, wobei sie Aiden aufmerksam und besorgt musterte.

Aiden wusste nicht wohin mit sich und hatte das Gefühl, sein Rücken würde wieder einmal in Flammen stehen. Es erinnerte ihn an die dunklen Tage im Krankenhaus und er dachte, schlimmer ging kaum noch. Dann spürte er, wie Jade den letzten Griff ansetzte und einige Sekunden später bemerkte er, wie sich sein Rücken entspannte...wenn wahrscheinlich auch nur vorläufig.

Jade wartete ein paar Sekunden ab, bis es so aussah, als hätte Aiden sich wieder ein wenig entspannt. Sie überlegte kurz, ob sie ihn lieber allein lassen sollte, statt es auf einen Streit ankommen zu lassen, der seine Entspannung vielleicht wieder zunichte machte. Aber das hätte Aiden vielleicht falsch verstanden, also blieb Jade sitzen und wartete noch ein paar Minuten ab, ehe sie zum Kamin schaute und zu sprechen begann.

"Ich will das in der Halle einfach nur möglichst schnell wieder vergessen. Es ist eigentlich nichts Schlimmes passiert ... Also nichts, worüber ich reden muss. Aber ich höre diese Geschichte nun schon den ganzen Tag immer wieder und habe mich heute Nachmittag auf einen Turm geflüchtet, damit ich ein paar Minuten Ruhe davor habe. Sich den ganzen Tag in Grund und Boden zu schämen, ist nicht gerade angenehm. Ich meine es nicht böse, wenn ich nicht darüber reden will, aber es ist nichts passiert, außer dass ich mich in Grund und Boden blamiert habe und das musst du nicht von mir hören, damit du es weißt." Jade hatte den Blick inzwischen gesenkt und schaute auf ihren Schoß, ehe sie tief durchatmete und wieder Aiden anschaute. "Ich würde dir aber gern etwas anderes erzählen."

Aiden seufzte leise und richtete sich auf. "Tut mir Leid. Aber wenn man hört, dass die beste Freundin sich mal eben so mit einem halbnackten Kerl aus der eigenen Jahrgangsstufe eine Essensschlacht liefert...dann möchte man schon gerne wissen, was die beste Freundin davon zu erzählen hat, vom Rest des Schlosses mal abgesehen, dessen Meinung mich nicht interessiert." Dann runzelte er die Stirn und wandte ihr seinen Blick zu. "Achja? Was denn?"

Jade lächelte matt. "Sie hat dir zu erzählen, dass sie von Josh einigermaßen überrumpelt wurde und sich am Ende kaum aus der Halle getraut hat, weil Josh die Aufmerksamkeit so schön auf sich allein gelenkt hatte und jede größere Bewegung bedeutet hätte, wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Und am Anfang hatte ich ... größere Probleme als mich um die anderen Schüler in der Halle zu kümmern."
Am Anfang war ihr Hauptproblem gewesen, dass Josh mit Damien reden könnte. Na immerhin hatte sie dieses Problem eindeutig aus der Welt geschafft. Bei dem Gedanken lächelte Jade wieder und rutschte wieder in eine bequemere Position, nachdem Aiden sich aiufgerichtet hatte.
Sie schaute ihren besten Freund an und drückte sich selbst die Daumen, dass er von Damien alles in allem einen eher guten Eindruck hatte. "Also ... du erinnerst dich an den Jungen, von dem ich dir erzählt hatte?"

"Und was für größere Probleme?", hakte er nach und runzelte dann die Stirn. "Ja, ich erinnere mich, dass du von einem Jungen erzählt hast, den du magst und dessen Namen du mir nicht verraten wolltest, weil es Mädchensachen gewesen wären, über die wir sprachen", fasste er das letzte Gespräch zusammen und sah sie dann erwartungsvoll an.

"Das, was ich dir sowieso gleich erzähle. Ich erklär dir das mit Josh danach genauer", versprach Jade. Erstmal wollte sie die Neuigkeiten mit Damien loswerden, dann konnte sie ihm von Joshs Beobachtungen erzählen und wie er sie damit aufgezogen hatte.
"Hauptsächlich hast du den Namen nicht gehört, weil ich ihn gern in einem Stück und ahnungslos, was mein Interesse angeht, wiedersehen wollte", korrigierte Jade mit einem verlegenen Lächeln, ehe sie Aiden vielsagend ansah. "Übrigens solltest du wirklich an deinem Ruf arbeiten. Sowohl Josh als auch besagter Junge scheinen am liebsten einen großen Bogen um dich machen zu wollen."

Dann jedoch lächelte Jade wieder und dachte an die Szene auf der Plattform zurück. "Ich habe mich heute doch getraut den Jungen zu fragen, was er von mir hält", erzählte sie Aiden schließlich. "Er hatte mich gesucht und auf dem Turm gefunden und ... naja, egal, jedenfalls ... wir sind zusammen!" Jades Lächeln wurde noch breiter und sie bemerkte selbst gar nicht, dass sie Damiens Namen immer noch nicht genannt hatte.