Die ZAGs bestehen, Zeit mit Ihrem Sohn verbringen und ein Vertrauensschülerabzeichen tragen, dachte sich Jade, aber sie passte die Liste lieber noch ein bisschen an. "Es ist das Prüfungsjahr, also werde ich wohl viel Zeit in der Bibliothek verbringen. Aber ich habe dieses Jahr mit einem Freund eine Quidditch-AG gegründet, die ich gern weiterführen würde, und dann ist noch das normale Training und ich hoffe auf den Vertrauensschülerposten." Jade schluckte. Plötzlich klang es ganz schön viel, was sie sich da für das neue Jahr vorgenommen hatte. "Und ansonsten will mich die ein oder andere Person vielleicht ab und an zu Gesicht bekommen." Sie lächelte Damien verstohlen an und drückte kurz seine Hand.

"Klingt doch nach einem guten Plan", befand der Herzog, ehe ihm auffiel, dass Jade noch so ziemlich nichts gegessen zu haben schien. "Halte ich dich mit meinen Fragen vom Frühstück ab?", erkundigte er sich freundlich.
Damien währenddessen erwiderte ihr Lächeln und auch ihren Händedruck.

Jade presste kurz ihre Lippen zusammen, um bei der Frage nicht nervös zu lachen. Sie vom Essen abhalten? Sie war so nervös, dass ihr Magen sich anfühlte, als wäre er mit Ameisen gefüllt! "Nein, ich bin nur nicht sonderlich hungrig", versicherte sie, biss aber trotzdem brav von ihrem Brötchen ab und hoffte, dass die Ameisen in ihrem Magen nichts gegen Gesellschaft hatten. "Sie haben ein sehr schönes Haus", sagte sie schließlich, als sie den Bissen endlich geschluckt hatte. Haus war ein bisschen untertrieben ...

"Ach was, das Essen ist großartig", erwiderte Damiens Vater breit lächelnd, doch ab dem Kompliment fürs Haus übernahm Damiens Mutter das Gespräch. "Vielen Dank", lächelte sie Jade fröhlich an und trank einen Schluck ihres Tees.

Das Essen war bestimmt großartig, Jade hätte nur dafür auf das Essen achten müssen, was sie nicht tat. Trotzdem passte sie jetzt auf, dass sie ab und zu einen Bissen zu sich nahm. Sie lächelte Damiens Mom kurz zu und entspannte sich langsam wieder. Nur aus dem Tischgespräch hielt sie sich immer noch lieber heraus.

Während des restlichen Frühstücks drehte sich das Tischgespräch erst mal um andere Dinge, unter anderem auch darum, wie die Flitterwochen von Damiens Schwester und seinem Schwager gewesen waren. Erst, als sie sich dem Ende des Frühstücks näherten, wandte sich der Herzog wieder Jade zu. "Was macht dein Vater denn so?"

Jade war ganz froh darüber, dass das Thema erst einmal nicht sie war. Sie hörte interessiert den Erzählungen von Damiens Schwester und ihrem Mann zu und war ansonsten vollkommen zufrieden damit, ihre Hand wieder nach Damiens greifen zu lassen, sobald er sein Frühstück beendet zu haben schien, und ihm ein verlegenes Lächeln zuzuwerfen. Sie klammerte heute eindeutig, aber sie fühlte sich so einfach wohler. Als der Herzog nach ihrem Vater fragte, war ihr Lächeln immerhin kein bisschen nervös mehr. "Mein Vater ist Journalist, aber in der Muggelwelt."

"In der Muggelwelt?", hakte Damiens Vater leicht überrascht nach und musterte sie interessiert über seine Kaffeetasse hinweg. "Ist dein Vater Muggel?", erkundigte er sich gleich darauf. Damien erwiderte Jades Lächeln. Er konnte ihre Nervosität voll und ganz nachvollziehen.

Jade nippte kurz an ihrem Saft und überlegte, wieviel sie über ihre Familie sagen sollte. Sie wollte nicht die ganze Zeit mehr oder weniger nur mit Ja und Nein antworten, weil das auf Dauer eher abweisend wirkte. Und abweisend wollte sie ganz bestimmt nicht wirken. "Ja, mein Vater und auch meine ältere Schwester sind Muggel. Ich habe meine magischen Fähigkeiten von meiner Mum geerbt, sie kommt aus einer Zaubererfamilie." Auch wenn es von dieser Familie heute nicht mehr viele Vertreter gab. Unter dem Tisch verschränkte Jade ihre Finger mit Damiens. Ob er die geringste Ahnung hatte, wie sie bei diesem Frühstück gerade abschnitt?

Damien drückte sanft ihre Hand und hörte dann der Erwiderung seines Vaters zu. "Von deiner Mutter sagst du? Gibt es sonst noch viele magisch Begabte in deiner Familie?", hakte er freundlich weiter nach. Er wollte ihr kein schlechtes Gefühl geben, interessierte sich nur mehr für sie.

Jade lächelte matt. Das war auch kein gutes Thema für ein Gespräch beim Essen, aber das konnte Damiens Vater nicht ahnen. "Nur noch meine Tante, die Schwester meiner Mutter. Der Rest ihrer Familie wurde während Voldemorts zweiter Herrschaftszeit getötet. Sie waren alle Halbblüter und bei den Rebellen aktiv." Jade hatte keinen von gekannt, aber sie wusste, dass diese Zeit der Hauptgrund dafür war, dass ihre Mutter dieser Welt nicht mehr viel abgewinnen konnte.

"Das tut mir aufrichtig Leid, Jade. Uns allen, denke ich." Seine Familie nickte zustimmend und der Herzog griff nach der Hand seiner Frau. "Solche Verluste sind immer schwer zu ertragen." Damien drückte Jades Hand beruhigend und schenkte ihr ein Lächeln.

Jade hatte Mühe, nicht unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen. Das war ... unangenehm. "Es ist nicht ... ich habe sie nicht gekannt und bin es nicht anders gewohnt." Wenn irgendjemand Mitgefühl verdient hatte, dann ihre Mutter und ihre Tante, die als Teenager allein hatten klarkommen müssen. Hilfesuchend schaute sie zu Damien. Jade wollte wirklich nichts lieber, als das Thema wechseln.

Damien fing ihren Blick auf und fiel seinem Vater ins Wort, als der gerade wieder ansetzen wollte. "Dad, das Frühstück ist doch soweit vorbei und deine Neugier befriedigt. Macht es dir etwas aus, wenn wir uns bis zum Mittagessen zurück ziehen?", erkundigte er sich und sah seinen Vater bittend an.

Jade atmete innerlich auf, als Damien ihren stummen Hilferuf wahrnahm. Es war ihr peinlich, dass sie nicht mal ein verdammtes Gespräch durchhielt, ohne auf seine Hilfe zurückgreifen zu müssen. Aber deshalb konnte sie sich später noch Vorwürfe machen. Jetzt blieb sie still, drückte dankbar Damiens Hand und wartete auf eine Antwort vom Hausherren.

Damien lächelte ihr beruhigend zu und wartete ebenfalls auf eine Antwort von seinem Vater. Der sah sich einmal in der Runde um, erkannte, dass sie alle fertig waren und erklärte das Frühstück für beendet. Damien erhob sich und zog Jade mit sich. Er verabschiedete sich mit einem kurzen Lächeln fürs Erste von seiner Familie und führte sie in den Flur vor dem Salon.

Jade nickte den Familienmitgliedern mit einem freundlichen Lächeln zu und folgte Damien dann nur zu gern aus dem Salon. Im Flur legte sie einen Arm um seine Taille und ging weiter mit ihm in die Richtung, in der sein Zimmer lag ... zumindest glaubte sie das. "Tut mir leid", wisperte sie und warf Damien einen scheuen Blick zu, ehe sie wieder zu Boden schaute.

Er blieb stehen, als sie weit genug vom Salon entfernt war, schlang die Arme um ihre Taille und lächelte warm. "Was tut dir denn Leid? Sie mögen dich. Sehr sogar", lächelte Damien und küsste sie auf die Stirn.

Jade legte ihre Arme um Damiens Nacken und seufzte erleichtert. Das hier war schon viel besser. "Ich kam mir eher vor, als würde ich mich wie ein Reh vor der Schlachtung aufführen", murrte sie, lächelte aber trotzdem, als Damien ihre Stirn küsste. "Denkst du wirklich, dass sie mich mögen?" Jade hoffte es. Sie waren Damiens Familie und das letzte, was sie wollte war, dass Damien sie vor seinen Eltern verteidigen musste.

"Ja, denke ich, ich bin mir sogar sicher, sonst wäre mein Vater nämlich wohl kaum so neugierig gewesen", erklärte er ihr und lächelte beruhigend, ehe er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte.