Aurora lächelte ungerührt weiter. "Ich hätte zwar noch andere, aber ich glaube, ich verschwende weniger Energie, wenn ich mir diese Information einfach anderweitig besorge." Immerhin war dem Jungen am Ende sowieso egal, wie hilfreich diese Information für irgendwen sein würde. Er wollte sie grundsätzlich nicht herausgeben.

"Die Information über meinen Wohnort? Viel Glück. Weitere Fragen?" Ob er sie entmutigt hatte? Ein Teil von ihm hoffte es ja. Aber er spielte dieses Spielchen auch gerne noch eine Weile weiter, wenn es um andere Informationen gehen würde, die er guten Gewissens auch geben konnte. Sein Wohnort gehörte nicht dazu, denn dann würde er auch Brian verraten und er hatte keine Lust auf Reporter im Reservat.

"Ich schätze, Sie wären nicht sehr kooperativ, wenn ich einfach vorschlage, dass Sie mir einfach selbst verraten, welche Informationen Sie mir bedenkenlos geben würden?", fragte Aurora amüsiert nach. Soviel Glück hatte sie sicher nicht, aber immerhin konnte am Ende keiner behaupten, sie hätte es nicht versucht.

"Verzeihen Sie, aber nein. Ich kann Ihnen aber einen Tipp geben: Ich gebe meinen Wohnort nicht preis, was zeigt, dass meine Zukunft für Sie eher...wertlos ist. Vielleicht halten Sie sich an die Gegenwart", erwiderte er und sah sie fast schon herausfordernd an. Sie war erstaunlich hartnäckig, das musste er ihr lassen.

"Ach, von Ihrer Zukunft ist noch mehr geplant, als nur der Wohnort?", fragte Aurora trotz allem nach. "Nun, vermutlich Ihre Ausbildungstelle, sonst könnten Sie sich mit dem Wohnort nicht so sicher sein." Was den Rest seiner Zukunft anging, konnte sie zumindest eine Vermutung anstellen, indem sie eine Frage stellte, die sich tatsächlich auf die Gegenwart bezog. "Haben Sie eine Freundin?"

"Ja." So ziemlich alles ist geplant... "Und auch diese Vermutung trifft zu", bezog er sich auf die Ausbildungsstelle, ehe er auch zum dritten Punkt nickte. "Die habe ich ebenfalls. Und Sie? Verheiratet sind Sie nicht, sonst würde Ihnen meine Anrede mit Miss etwas ausmachen."

Aurora lächelte erfreut, als sie an dieser Stelle tatsächlich einmal nicht auf Granit biss. Der Botschaftersohn fragte sofort nach ihrem eigenen Partner. Lass mich raten, das Thema Freundin sollte ich nicht vertiefen? Sie spielte mit und beantwortete die Frage des Jungen. "Richtig erkannt, ich bin nicht verheiratet und habe keinen festen Partner." Allein schon wegen Louna setzten das die meisten Menschen voraus, aber Aurora machte kein Geheimnis daraus, dass sie Single war und ihre Tochter allein großzog.

Sein Mundwinkel zuckte bei ihrem Lächeln und zu ihrer Bemerkung nickte er. "Dann haben Sie Ihre Tochter schon...immer ganz allein groß gezogen?", erkundigte er sich interessiert und wappnete sich innerlich gegen weitere Fragen ihrerseits zu Lilo.

Aurora hob amüsiert eine Augenbraue. "Fällt Ihnen auf, dass Sie mehr als ich fragen? Ich finde, wenn Sie sich dieses Recht herausnehmen, darf ich das auch, oder? Also, wie lang sind Sie schon mit Ihrer Freundin zusammen?"
Eigentlich war ihr Liebesleben nichts, was Aurora mit einem Sechzehn- oder Siebzehnjährigen besprechen wollte, aber nunja ... Das Opfer würde sie wohl bringen müssen. "Ja, Louna ist ohne Vater aufgewachsen."

"Ist mir in der Tat aufgefallen, aber ich muss auch zugeben, Sie sind bisher die hartnäckigste Reporterin. Die meisten hätten an Ihrer Stelle schon längst aufgegeben", erklärte er und ein Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. "Fünf Monate", antwortete er und nickte zu ihrer Bemerkung nur. Weiter bedrängen würde er sie nicht.

Auroras Lächeln wurde eine Spur breiter. "Vermutlich war es nicht unbedingt so gemeint, aber ich nehme das mal als Kompliment. Hartnäckigkeit kann sich durchaus bezahlt haben." Der Gryffindor fragte nicht weiter nach ihrem Privatleben und die Reporterin beschloss, nicht nach der genauen Identität des Mädchens zu fragen. Darauf bekam sie vermutlich sowieso keine Antwort. Dafür wollte sie sich gern noch eine andere Information holen. "Fünf Monate ... Da waren Sie schon in Hogwarts, also eine Schülerin dieser Schule?"

"Sie können es interpretieren wie immer Ihnen beliebt", kommentierte er und nickte dann. "Korrekt." Er verschwieg, dass sie nicht mehr an der Schule war.

Aurora lächelte zufrieden und beschloss, mit einer Frage weiterzumachen, die vermutlich absolut harmlos war, selbst für einen verschlossenen Jungen wie diesen. "Ich glaube mich zu erinnern, gehört zu haben, dass Sie Quidditch spielen. Ist das korrekt? Spielen Sie hier in der Hausmannschaft?"

Er war innerlich etwas überrascht über den Themenwechsel, ließ sich aber nichts anmerken. "Korrekt, ich spiele Quidditch und bin auch hier in der Hausmannschaft tätig. Die Schulleiterin hat mich eingesetzt."

Aurora nickte zufrieden. Na also, dann halt erstmal ein nettes Plauderthema. Manchmal kamen bei diesen Themen die interessantesten Fakten in einem Nebensatz heraus. "Auf welcher Position spielen Sie? Ich muss zugeben, Quidditch habe ich nie aktiv gespielt, aber ich war schon bei ein paar Spielen", gab sie Preis.

"Ich bin Hüter", gab er preis und musterte sie dann. "Bei Spielen von wem? Hier doch wohl eher nicht? Und warum haben Sie nie gespielt?"

"Ein Atemzug und drei Fragen! Wenn Sie Reporter wären, würden Sie damit als ziemlich aufgringlich gelten", stellte Aurora lachend fest, antwortete aber trotzdem. "Nein, nicht hier. Ich habe mir als Kind ein paar Spiele in meinem Heimatland angeschaut, allerdings im Amateurbereich. In Frankreich bin ich dann ab und an zu größeren Spielen gegangen, auch beruflich. Der Sportbereich war zwar nicht mein Hauptgebiet, aber manchmal wurde ich als Übersetzerin benötigt." Das war ausführlich genug, befand Aurora, und stellte selbst die nächste Frage. "Gut, Quidditch gehört also zu Ihren Hobbies ... Was noch?"

"Ich bin aber kein Reporter, sondern nur ein Schüler", schmunzelte er und hörte ihr dann zu, ehe er beschloss, dass er das auch preis geben konnte. "Lesen, meine Freunde, mein Haustier und meine Arbeit. Und Sport", antwortete er also und wartete dann auf weitere Fragen.

"Das hört sich ja brav an, keine Partys oder sonstige wilden Dinge in der Aufzählung", stellte Aurora im Plauderton fest. Andererseits war ein Internatsschüler vermutlich auch aufgeschmissen, wenn er für sein Leben gern Partys feierte ... Die Reporterin warf einen Blick auf ihre Uhr und stellte überrascht fest, dass sie schon ziemlich viel Zeit in diesem Raum verbracht hatte.

"Welcher Teenager würde auch schon freiwillig von Partys berichten, wenn er solche besuchen würde?", stellte Aiden die spöttische Gegenfrage und folgte ihrem Blick zur Uhr. Sie waren wirklich schon eine ganze Weile hier.