Wann: Mittwoch, 19. Januar - Mittagspause
Wo: RdW - Gemütliches Wohnzimmer
Wetter: Leichter Schneefall, bedeckt, -2°C
Wer: Aurora Catalano und Aiden O'Dolivan - Die beiden haben über den Todesserartikel im Tagespropheten geredet und Aurora versucht noch das ein oder andere über Aiden zu erfahren ...

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Aurora lächelte und nickte leicht zu Aidens Aussage. "Wenn Sie damit zurechtkommen ... Ich würde es meiner Tochter nicht zumuten wollen. Sie ist an ihrer alten Schule geblieben, als ich nach Großbritannien gegangen bin." Sie hielt es nicht nur wegen des anstrengenden Schulwechsels für besser so. Die Tochter einer Reporterin wurde von vielen anderen Eltern sehr skeptisch betrachtet, sobald sie zum Freundeskreis der eigenen Kinder gehörte. Das hatte sie ihrer Tochter lieber ersparen wollen.
"Also ..." Auroras Ton war eine Spur geschäftlicher und abgeklärter geworden. "Vielleicht zeigt es ja meine Eignung für den Beruf, wenn ich gleich sage, dass ich auf Fragen bezüglich Ihres privaten Verhältnisses mit Ihrer Familie verzichten werde, aber vielleicht sagen Sie mir, wie Sie zum Beruf Ihres Vaters stehen? Sie lassen sich so selten auf den öffentlichen Anlässen blicken, dass man meinen könnte, Sie halten nicht viel davon."

"Offenbar tue ich das. Ich kann immerhin sagen, eine Akte zu besitzen, die mir den Aufenthalt an fünf Schulen in den letzten sieben Jahren beweist", entgegnete Aiden knapp und nickte zu der Aussage zu ihrer Tochter. "Zuvorkommend von Ihnen."
Bei ihrer Frage verhärtete sich seine Miene. "Da haben Sie doch eine nette Antwort."

Auroras Augenbraue wanderte minimal in die Höhe. "Eigentlich ist es keine Antwort, sondern eine Vermutung von mir. Wenn ich mich richtig erinnere, hassen die meisten Menschen es, wenn ihnen etwas in den Mund gelegt oder einfach angenommen und dann als Wahrheit verkauft wird. Besonders bei uns furchtbar neugierigen, anstrengenden und verlogenen Reporterin." Der letzte Satz hatte einen ironischen Beiklang und sie schaute den Botschaftersohn erwartungsvoll an.

"Hübsche Beschreibung ihres Jobs", spottete er leicht. Er galt sicher nicht umsonst als zurückhaltend und schwer zu erwischen, wenn er offen von sich plaudern wollen würde. Was für eine Antwort erwartete sie also von ihm? "Wie alt ist ihre Tochter?", wich er ihrer Frage aus.

"Oh, meine Jobbeschreibung würde anders aussehen, das war die Beschreibung eines Reporters aus der Sicht eines Dritten", stellte Aurora trocken fest und seufzte dann innerlich. "Sie interessieren sich nicht für meine Tochter", erwiderte sie sachlich. "Sie wollen nur nicht selbst die Person sein, die ausgefragt wird. Nur halte ich zu Ihrem Pech nicht viel davon, wenn Louna als Mittel zum Zweck benutzt wird. Also, ich habe wirklich keine sehr persönliche Frage gestellt, warum antworten Sie nicht einfach, nachdem ich in Bezug auf den Todesserartikel so zuvorkommend gewesen bin?"

"Und trifft recht gut zu. Wie würden Sie Ihren Job denn beschreiben?", erwiderte er und zuckte dann mit den Schultern. "Ich würde behaupten, beides. Ich frage durchaus aufgrund von vorhandenem Interesse nach Ihrer Tochter und habe es nicht unbedingt damit, der Ausgefragte zu sein, auch, wenn ich für Ihre Zuvorkommenheit hinsichtlich des Artikels dankbar bin", erklärte er ruhig.
Er überlegte einen Moment, wie er auf die Frage antwortete, ohne allzu vage zu sein und ohne allzu viel von sich preis zu geben.
"Mein Vater führt genau genommen einen wichtigen Beruf aus, ich ziehe es nur vor, meine eigenen Wege zu verfolgen und erscheine aufgrund dessen äußerst selten bei Anlässen, die vor allem ihm dienen."

"Als nervenaufreibend, abwechslungsreich, zeitraubend und äußerst interessant", erwiderte Aurora. "Man sollte in meiner Branche gut mit Druck umgehen können und möglichst selbst ein offenes Buch sein, denn wenn man Geheimnisse hat, haben sie die unangenehme Eigenschaft, ans Licht zu kommen, sobald man seinen ersten Artikel über die falsche Person geschrieben hat."
Und davon schrieb jeder halbwegs ambitionierte Journalist gleich mehrere im Jahr, wenn er richtig gut war.
Sie lächelte schon etwas zufriedener bei seiner Antwort, auch wenn sie sich einen leisen Spott nicht verkneifen konnte. "Bravo, sehr diplomatisch ausgedrückt." Aber da sie gerade nicht vorhatte, die Familie des Botschafters im Tagespropheten zu erwähnen, beließ Aurora es dabei. Besser, sie machte sich dann unbeliebt, wenn es wirklich sein musste. "Und meine Tochter ist dreizehn", fügte sie dann hinzu.

Er lächelte schmal, doch es erreichte seine Augen nicht. "So kann man den Job auch recht gut beschreiben." Das unechte Lächeln verschwand rasch wieder. "Das ist ja auch die Absicht dahinter", antwortete er auf ihre Bemerkung und nickte dann abwesend. "Dreizehn kann noch ein fast komplikationsfreies Alter sein." Oder mit einem Tattoo und der ersten Prügelei mit dem eigenen Vater anfangen.

"Ja, natürlich, ich kriege von Politikern dauernd diplomatische Antworten", stellte Aurora fest. Sie hätte nur zu gern mal erlebt, was für ein Drama in den Ministerien ausbrechen würde, wenn diese Menschen einfach mal ihre Meinung sagen würden. Vermutlich hätten die Reporter sich Kinosessel und Popcorn organisieren können, mit denen sie sich ins Atrium setzen würden, und ihr Job wäre noch um einiges unterhaltsamer geworden.
"Das kommt wohl auf die Person an. Ich habe auch schon Meldungen über Dreizehnjährige Politikerkinder geschrieben, die beim Diebstahl oder mit illegalen Substanzen erwischt worden."

"Wäre doch auch beinahe schon ein Skandal, wenn sich das ändern würde", spottete Aiden und nickte dann langsam. "Deswegen sagte ich ja auch, dass es fast komplikationsfrei sein kann. Nicht, dass es so sein muss."

"Oh, aber ich liebe Skandale! Dann muss ich mir zumindest keine Sorgen machen, dass ich für die nächste Ausgabe nichts Interessantes für den Leitartikel finde", gab Aurora freimütig zu und lächelte belustigt. "Lassen Sie mich raten, Sie gehörten nicht zur komplikationsfreien Sorte?" Die Politikerkinder, die Vorzeigezöglinge waren, verhielten sich meist etwas offener als das Exemplar vor ihr.

"Diese Einstellung habe ich erwartet", gab Aiden zu und zuckte dann mit den Schultern. "Haben Sie etwas über mich geschrieben, als ich dreizehn war?"

Aurora winkte ab. "Natürlich haben Sie das, es entspricht den Stereotyp vom bösen Reporter." Dann lächelte sie wieder leicht. "Oh nein. Sie waren recht gut abgeschirmt und ein Botschafter ist nicht so interessant und wichtig, dass ich für Neuigkeiten über seine Kinder über Leichen gehen würde. Beim Sohn des Zaubereiministers vielleicht, aber nicht bei dem eines Botschafters."

"Oder einfach dem Stereotyp jedes Reporters", korrigierte er, ehe er zufrieden nickte. "Von daher war ich selbstredend ein Vorzeigesohn, als ich dreizehn war, sonst hätten Sie doch vermutlich irgendwas über mich erfahren", erläuterte er, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

"Ihre Ansicht", stellte Aurora ungerührt fest. "Einige Menschen mögen Reporter und finden Sie sogar hilfreich." Sogar mindestens einer ihrer Klassenkameraden.
"Nein, das ich nichts erfahren habe, heißt nur, dass Sie gut abgeschirmt wurden. Von den Vorzeigesöhnen sieht man meist mehr, als von denen, die Probleme machen. Sie wissen schon, die Eltern erzählen von den großartigen Leistungen, nehmen ihre Sprösslinge mit auf Partys, zeigen Bilder ihrer todlangweiligen Theateraufführungen oder Klavierkonzerte ..."

"Ja, meine Ansicht. Ist eine Eigenart von öffentlichkeitsscheuen Botschaftersöhnen." Ironie schwang in seiner Stimme mit.
"Und glauben Sie mir, ich sollte auf die Partys mit...das mit den Bildern weiß ich allerdings nicht, da müssten Sie sich vertrauensvoll an meinen Vater wenden."

Aurora lächelte amüsiert. "Ja, eben diese Kinder lernen auch nie, sich einen Reporter einfach zunutze zu machen. Es ist viel einfacher, den ein oder anderen Freund bei wichtigen Zeitschriften zu haben. Man gibt diesen Reportern immer die Neuigkeiten zuerst, sagt nicht Nein zu Interviews und im Gegenzug wird die ein oder andere peinliche Sache unter den Tisch fallen gelassen, wenn es mal nötig ist. Das ist für beide Seiten viel angenehmer, finde ich."
Die Reporterin hob fragend eine Augenbraue. "Irgendwie kann ich Sie mir nicht im Outfit eines Romeos auf der Bühne vorstellen ..."

"Womöglich will ich das auch gar nicht und weiter abseits der breiten Öffentlichkeit mein Leben führen", erwiderte Aiden und schmunzelte bei ihrer Vorstellung leicht. "Können Sie nicht? Wo ist Ihr Vorstellungsvermögen?", spottete er gutmütig.

"Kann man das als Politikerkind?", fragte Aurora vergnügt. "Ich hatte immer den Eindruck, die eigenen Wahlmöglichkeiten sind unter diesen Voraussetzungen recht ... begrenzt." Dann lachte die Reporterin und strich sich mit einer eleganten Bewegung ihre Haare zurück. "Seien Sie doch froh, dass ich nicht so kreativ bin. Das wäre für die armen Menschen, über die ich schreibe, doch wirklich fatal, nicht?"

"Theoretisch sind Sie begrenzt. Aber bisher hat es doch ganz gut mit dem Zurückziehen meinerseits geklappt, nicht wahr?" Er zog eine Augenbraue hoch, als er sie ansah und ein Lächeln zupfte bei ihren letzten Worten an seinem Mundwinkel. "Könnte tatsächlich von Vorteil sein."